KURZER GESCHICHTLICHER ÜBERBLICK
Die Gemeinde Feldafing mit ihren OrtsteilenFeldafing, Garatshausen und Wieling (Gesamtfläche ca. 10 Quadratkilometer) liegt am Westufer des Starnberger Sees. Im Norden grenzt sie an Pöcking, im Süden an Tutzing und im Westen an den Tutzinger Ortsteil Traubing. Der See bildet die natürliche Grenze im Osten. Dem Ort Feldafing vorgelagert ist die zur Gemeinde gehörende Roseninsel. Über sie schreibt G. A. Horst in seinem Wanderbuch “Der Starnberger See” (1876), sie ruhe “einer Perle gleich” auf der blauen Fläche des Sees. Die “Perle” im See dürfte Pate gestanden haben, als Feldafing den Beinamen “Perle am See” erhielt.
Die Geschichte von Feldafing begann wahrscheinlich auf der Roseninsel (vormals Wörth). Diese einzige Insel im Würm-/Starnberger See war schon in der Jungsteinzeit (Neolithikum) von Menschen bewohnt. Entsprechende Ausgrabungsfunde werden in der Prähistorischen Staatssammlung in München aufbewahrt. Auch aus der geschichtlichen Zeit vor und nach Christus existieren Funde, die beweisen, dass die Insel besiedelt war. 1986 wurde ein 13,08 m langer Einbaum entdeckt, der 1989 gehoben werden konnte.
Der Ortsname Feldafing ist vermutlich bajuwarischen Ursprungs. Die früheste erhalten gebliebene Urkunde, in der er dokumentiert ist, stammt aus dem Jahr 1116. Dort wird ein Ruodolfus de Veldolvingen als Ministeriale des Grafen Berthold von Andechs erwähnt. Ab Mitte des 13. Jahrhunderts gehörten Ort und Insel den Wittelsbacher Herzögen. Sie überließen die Insel in Leibgeding Feldafinger Fischern, den Krebsen, und gaben sie als Lehen an Ritter und Edelleute. Feldafing wurde zum damals größten Fischerort am Würmsee.
1401 wurde in Feldafing die katholische Pfarrkirche unter dem Patronat des Erzengels Michael geweiht. Diese stand wahrscheinlich an der Stelle, an der sich heute die (alte) katholische Pfarrkirche St. Peter und Paul befindet. St. Peter und Paul hat ihre jetzige Gestalt Ende des 19. Jahrhunderts erhalten.
Als die bayerischen Herzöge im 16. Jahrhundert Lehnsrechte von Hofmarken an reiche Münchner Patrizier vergaben, wurde das Dorf Feldafing, das zwischen zwei Hofgütern lag, geteilt. Jacob Rosenbusch, Kanzler von Herzog Wilhelm (dem Standhaften), erhielt das Gut Possenhofen und die Insel. Kaspar Weyler, der Erbe vom Hofgut Garatshausen, bekam von Herzog Albrecht (dem Großmütigen) die Hofmarksgerechtigkeit und das Patrimonialgericht mit Notariat über Garatshausen, Feldafing, Wieling und Traubing sowie das Patronat über die Pfarrkirche von Feldafing. Bis 1699, fast 250 Jahre lang, bestimmten vor allem die Weyler die Geschicke Feldafings. Viele von ihnen wurden in der Feldafinger Pfarrkirche beigesetzt, die Grabplatten sind erhalten geblieben. An die Stelle der Weyler traten ab 1760 die Grafen von La Rosée, die zusätzlich die Hofmark Possenhofen und die Insel erwarben. Sie besaßen damit das größte geschlossene Ufergebiet am Würmsee. 1834 verkauften deren Erben den gesamten Besitz an Herzog Maximilian in Bayern. König Ludwig I. erhielt die Insel Wörth.
König Maximilian II., der das Feldafinger Gebiet seit seiner Jugend kannte, erwarb 1850 die Insel und 1856 das ihr gegenüber liegende Hanggelände, wo er ein Schloss, seine Sommerresidenz, errichten lassen wollte. Auf der Insel entstanden eine Villa im pompejanischen Stil, die Eremitage (Architekt: Franz Jakob Kreuter), und ein Gärtnerhaus. Mit der Planung der gärtnerischen Anlagen für die Insel und die Parkanlage des Schlosses wurde der Hofgartenarchitekt Peter Joseph Lenné betraut. Die Insel erhielt ihr berühmt gewordenes Rosenrondell und ihren neuen Namen: “Roseninsel”.
Ludwig II. ließ zwar den Schlossbau auf dem Festland (entworfen von August von Voit) einstellen, aber die Roseninsel liebte er und besuchte sie häufig. Hier traf er sich mit seiner Cousine, der Kaiserin Elisabeth von Österreich, die viele Sommerurlaube im Feldafinger Gasthof Strauch (später Hotel Kaiserin Elisabeth) verbrachte. Unter seiner Regentschaft fanden auf der Insel auch Staatsempfänge und Musikabende statt.
Die neuere Geschichte Feldafings begann mit dem Bau der Eisenbahnlinie; Feldafings Bahnhof wurde 1864 eingeweiht. Das ehemalige Fischer- und Bauerndorf entwickelte sich nun zum Fremdenverkehrsort. Um die Jahrhundertwende entstand im Süden an den Osthängen des Höhenbergs das Villenviertel. Die Heilmann’sche Immobiliengesellschaft, München, hatte das Gelände von den Wittelsbachern gekauft und erschließen lassen. Auch im Westen dehnte sich der Ortsteil Feldafing stark aus. 1890 gab es im Dorf Feldafing ca. 70 Häuser, 1933 waren es mehr als 170. Zwischen 1890 und 1933 wuchs die Einwohnerzahl der Gesamtgemeinde um mehr als das Doppelte auf 1.185 Personen. Ein erneuter Boom setzte nach dem Zweiten Weltkrieg durch den Zustrom von Flüchtlingen und Heimatvertriebenen ein.
Lenné-Park und Roseninsel
1926 wurde im Lenné-Park ein Golfplatz angelegt, der zu den schönsten Europas gehört. Andere Freizeit- und Sportmöglichkeiten (Strandbad,Tennis) kamen hinzu. Seit Jahrzehnten ist Feldafing ein beliebtes Naherholungsgebiet. Park und Roseninsel unterstehen der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen und wurden ab 1994 in zehnjähriger Arbeit unter Leitung des damaligen Parkleiters Bernd Rogge nach alten Plänen wiederhergestellt. Am 26. April 2004 zum 150. Geburtstag und Abschluss der Wiederherstellung wurde eine Bronzebüste von Peter Joseph Lenné im südlichen Parkteil enthüllt.
Der 1999 gegründete Förderkreis Roseninsel Starnberger See e.V. leistete aktive Unterstützung bei der Finanzierung und Realisierung von Einzelprojekten wie Wiederherstellung des Rosengartens, Restaurierung der Glassäule, Nachbildung der historischen Bänke und Vasen, einer Efeulaube und eines Pavillons.
Eine Festschrift zum 1.250-jährigen Jubiläum (1992) von Garatshausen und weitere Publikationen zum Ort Feldafing und seine Ortsteile können im Rathaus erworben werden. Wissenswertes hierzu ist auch auf der Seite des Archivs einzusehen.
Oberschule Starnberger See/ Reichsschule der NSDAP Feldafing (1934 -1945)
1934 wurde in Feldafing von Ernst Röhm eine Privatschule der obersten SA-Führung, die NSD Oberschule Starnberger See, eröffnet. Zunächst waren die Schüler (aus ganz Deutschland) und die Erzieher in vier, mit wachsender Schülerzahl in ca. 23 Villen und Landhäusern im Ort untergebracht, wo auch der Unterricht stattfand.1938 bezog die Schule ein Gelände westlich der Tutzinger Straße/südlich der Villenkolonie mit zuletzt acht von Alois Degano geplanten und mit dem Einsatz von Häftlingen des Außenlagers KZ Dachau gebauten (noch bestehenden) Sturmblockhäusern; 1939 in Reichsschule der NSDAP Feldafing umbenannt. In ihrer Struktur war sie den Nationalpolitischen Erziehungsanstalten (Napola) ähnlich, behielt aber eine Sonderstellung, was das pädagogische Konzept, die finanziellen Zuwendungen und die Ausstattung anbelangt. Die Schule wurde im April 1945 aufgelöst.
Lager für jüdische Displaced Persons (1945 – 1951/1953)
Nur wenige Tage später, am 29. April, befreiten amerikanische Soldaten aus einem Zug mit 50 Viehwaggons, der zwischen Feldafing und Tutzing auf freier Strecke stand, ca. 3.500 überwiegend jüdische Gefangene aus verschiedenen Konzentrationslagern und brachten sie in den Häusern und Baracken auf dem Schulgelände unter. Das Feldafinger Lager wurde in den folgenden Monaten zu einem Anlaufpunkt für jüdische Überlebende des Holocaust, die hier auf ihre Auswanderung nach Israel oder in andere Länder warteten. Zeitweise lebten 6.000 bis 6.500 Menschen auf dem Gelände sowie in Villen und Häusern in Feldafing, die von der US-Militärverwaltung beschlagnahmt worden waren. Im Juli und August verließen die nichtjüdischen DPs das Camp, und Feldafing wurde das erste Jüdische Lager für Displaced Persons (DPs) in der US-Zone Deutschlands, das in weitgehender Selbstverwaltung von einem lokalen Rat geleitet wurde. Es gab unter anderem einen Kindergarten, eine Volks- und Berufsfachschule, Werkstätten, eine Synagoge und Mikwe, eine Lagerpolizei sowie ein Lagergericht, ein Krankenhaus, eine Lagerzeitung und eigene Banknoten, den Feldafinger Dollar. 1951 kam das Lager unter deutsche Verwaltung und wurde zum Regierungslager für heimatlose Ausländer erklärt. Endgültig geräumt wurde das Lager Ende Februar 1953. (Quellen: Schochet Simon, Feldafing. Vancouver 1986; Heider Angelika, Das Lager für jüdische „Displaced Persons“ Feldafing in der amerikanischen Besatzungszone 1945-1951, Berlin 1994)
Ab 1959 wurde das Gelände von der Bundeswehr als Fernmeldeschule und Fachschule des Heeres für Elektrotechnik genutzt (seit 2017 Schule Informationstechnik der Bundeswehr).
Jüdischer Friedhof
An den christlichen Friedhof schließt sich südlich der jüdische Friedhof an. Hier sind, gegenwärtig nachweisbar, 112 Menschen begraben, die in der Zeit von Mai 1945 bis Juni 1949 im DP-Lager Feldafing gestorben sind. Offiziell wurde der jüdische Friedhof am 1. Oktober 1950 als „KZ-Ehrenhain“ von Dr. Philipp Auerbach, Präsident des Landesentschädigungsamts, geweiht und ein Gedenkstein aufgestellt. Darauf sind unter dem Davidstern die Worte „Die friede- und heimatlos nun ruhen in Abrams Schoss“ eingemeißelt. Die Messingplatte mit der Inschrift in hebräischer und deutscher Sprache „Hier ruhen unzählige Opfer jüdischen Glaubens. Sie wurden in den Jahren 1933-1945 durch Nazischergen ermordet“ wurde später angebracht. Die historisch zu erklärende Inschrift ist insofern missverständlich, als die hier Bestatteten den Tod nicht in den Jahren der Naziherrschaft gefunden haben. Sie sind nach Kriegsende in Feldafing gestorben an den gesundheitlichen Schäden, die ihnen Verfolgung und KZ-Haft zugefügt haben.